Das Buch Abenteuer Kita mit einem wei8en Hund

Abenteuer Kita – Wie man durch Zufall Sozial-Unternehmer wird

In dieser Buchbesprechung behandeln wir Abenteuer Kita – Von der Elterninitiative zum gemeinnützigen Unternehmen vom Herausgeber Peer Giemsch. Ein spannender Blick in die Entstehungsgeschichte eines Sozialunternehmens.

Inhalt Abenteuer Kita

Das Buch gibt einen umfassenden Einblick in die Kinderbetreuung in Deutschland. Von den Anfängen und der historischen Entwicklung über die Einflüsse des Klimawandels bis hin zu aktuellen Herausforderungen während der Pandemie werden verschiedene Aspekte beleuchtet. Porträts von Persönlichkeiten wie Peer Giemsch bieten Einblicke in menschliche Perspektiven und die Schwierigkeiten und Hürden bei Gründung und Entwicklung eines Sozialunternehmens. Die Vielfalt in der Kinderbetreuung, Chancen, Risiken und Fehlschläge werden kritisch betrachtet. Statistische Informationen zu Pro-Liberis gGmbH und Analysen zur Kinderbetreuung in Kleinstädten runden das Bild ab. Abschließend werden Visionen, Mitarbeiter und die einzelnen Einrichtungen vorgestellt. Zu den einzelnen Themenbereichen werden immer wieder unterhaltsame Illustrationen eingestreut.

Buchbesprechung und Erfahrung

Wenn man das 160-Seiten Buch erstmals in die Hand nimmt, ist man einerseits von der guten Haptik überrascht und fühlt gleichzeitig die ganze Schwere des Themas. Man muss ich dazu nur einmal die Berichterstattung über Kinderbetreuung anschauen. Wo sollte die Leichtigkeit auch herkommen? Und um ehrlich zu sein, macht es der wehmütige Rückblick auf die eigene Kindheit um Müllers Wiese im ersten Kapitel auch nicht gerade einfacher.

Ein Social Entrepreneur gibt Einblick

Wirklich spannend wird es dann ab dem zweiten Kapitel „Die Anfänge“. Hier stoßen wir auf die Geschichte von Peer Giemsch, der mit seiner Frau Urska vor der Herausforderung stand, keinen Kitaplatz zu erhalten. Die Entscheidung, dass ein Elternteil den heimischen Herd für die Kinderbetreuung hüten sollte, wurde schlichtweg nicht akzeptiert. In Ermangelung jeglicher Angebote beschloss man, sich mit einer Elterninitiative seine eigenen Kitaplätze zu schaffen. Und ab hier erhält man auch einen ehrlichen und direkten Einblick in das soziale Unternehmertum. Diesen Einblick kennt man so aus dem Betreuungsbereich gar nicht. Bürokratische Hürden, Vorbehalte aus Stadt und Kommunen, ideologisch festgefahrene Eltern, Finanzierungslücken, Vereinsarbeit, ein schwieriger Immobilienmarkt und noch ganz zu schweigen von irgendwelchen pädagogischen Konzepten.

Die teils auch sehr privaten Einblicke machen das Buch letzten Endes aus und nur deswegen sehr lesenswert! Zwischen den direkten Erfahrungsberichten der ersten Elterninitiative über einen Verein hin zum größten privaten Trägernetzwerk in Karlsruhe, werden immer wieder Hintergründe und zusätzliche Erklärungen über die Kinderbetreuung in Deutschland, aber vor allem auch im Süddeutschen Raum eingebettet. Dazu kommen immer wieder lustige, kindgerechte Zeichnungen, die bestimmt auch schon die jüngsten Leser gut finden.

Illustration Abenteuer Kita - Hrsg Peer Giemsch - mit freundlicher Genehmigung

Von der Initiative zum größten privaten Träger

Sicherlich kann man im Detail über die Darstellung der Person Giemsch als allumfassender Unternehmer einige Kritikpunkte finden, Dadurch, dass aber auch Rückschläge und Hindernisse beschrieben werden, hat man die Chance von der Lektüre wirklich zu profitieren.

Da ich auch immer wieder das Vergnügen habe im Bereich Startups und Unternehmertum tätig zu sein und die einschlägige Literatur durchaus verfolge, war ich wirklich überrascht von Abenteuer Kita. Gerade weil das Thema Social Entrepreneurship in den letzten 5 Jahren praktisch überall auf der Agenda steht und gefühlt von jedem Startup bespielt wird. Vor allem, wenn es nicht das Klima retten oder AI im Namen stehen hat. Wenn man aber hinter die Fasade schaut, dann wird da viel von Mindset, Social Impact und Government Responsipility gesprochen. Förderungen, Fundings, Series A-F und am besten noch von überteuerten Coachs verkauft, die selbst nur wenig Einblick in die Branche haben. Diese direkten Erfahrungswerte aus dem Buch, die findet man ansonsten nicht da draußen. Da schreibt jemand der Ahnung von der Materie hat. Viel wichtiger noch, der sich die Materie trotz aller Widrigkeiten selbst angeeignet hat.

Ein Ende fürs eigenen Andenken

Ab Seite 103 verändert sich das Buch wieder und baut sich so ein wenig sein eigenes Andenken. Mit einem Interview, sowie ganz vielen verdienten Mitarbeitern, die noch zu Wort kommen dürfen und einer Vorstellung der einzelnen Einrichtungen und Kitas, findet man einen Abschluss, der sicherlich ein wenig den Feel-Good und die Seele des Sozialunternehmens streicheln möchte. Die Spannung der Unternehmensgründung und des Aufbaus kann dabei leider nicht mehr gehalten werden. Sicherlich habe ich Verständnis dafür, dass auch solche Inhalte Platz haben müssen, aber die Lernkurve sackt entsprechend ab.

Wer sollte Abenteuer Kita lesen

Okay Tacheles, wer sollte das Buch lesen und warum? Neben den Angestellten von Pro-Liberis und Lenitas (damit sie ihren Boss verstehen), habe ich vor allem drei Gruppen im Visier, die sich Abenteuer Kita holen sollten.

  • Eltern mit Kindern in irgendeiner Art von Betreuung
    Allein schon zum Verständnis, dass der Träger und die Einrichtungen nicht nur die Anforderungen der Eltern zu erfüllen hat.
  • pädagogische Ideologen, Träumer und Visionäre
    Eine Idee hat man schnell. Die Hürden, die Bürokratie und die Voraussetzungen kann man über das Buch ableiten.
  • Social Entrepreneure, Startups und Unternehmer
    Bootstrapping von der Initiative, über Verein und Sozialunternehmen hin zum ausgewachsenen Scaleup. Der Leidensweg eines Unternehmers, die Herausforderung und die Rückschläge. Wer daraus lernt, kann die eigenen Erfolgsaussichten verbessern.

Fazit Abenteuer Kita

Ich war positiv überrascht von der Lektüre. Der Anfang war schwer, der Mittelteil super lehrreich, spannend und gleichzeitig unterhaltsam. Da seien dem Buch der etwas schwächere Abgang gegönnt. Für die Learnings sind 28,00 € nahezu ein Witz. Wenn man nur mal bedenkt, wie viele Elternratgeber verkauft werden, bin ich mir sicher, dass dieses Buch eine sinnvolle Ergänzung ist. Der Nachwuchs verbringt oft die Hälfte des Tages bei diesen Betreuungsangeboten und man kennt sie nur von Elternabenden oder den Abholzeiten. Dieses Buch bietet einen Einblick, den man sonst so nicht kennt.

Dieser Buchbesprechung lag vor: Abenteuer Kita – Von der Elterninitiative zum gemeinnützigen Unternehmen; Hrsg. Peer Giemsch – Pro Liberis gGmbH, 2024 erschienen bei Lindemanns GmbH, ISBN 978-3-96308-214-6
Weitere Informationen findet man auf der Homepage des Trägers Pro Liberis.

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