Mit der immer weiter fortschreitenden Expansion des Internets hat sich eine Berufsgruppe etabliert, die es davor in dieser Art so kaum gegeben hat. Texter werden im Onlinebereich immer gefragter. Zwar gibt es den Beruf des Werbetexters schon sehr lange, der Onlinetexter aber ist noch neueren Datums. Egal, ob Privatpersonen, Onlineshops, kleine und mittelständische Unternehmen oder Großkonzerne – sie alle können sich Texte meist nicht aus dem Ärmel schütteln. Gefragt sind hier Texter, die wissen, wie gute Onlinetexte auszusehen haben. Im Interview heute der Texter, Autor und Redakteur Holger Schossig.
Interview Holger Schossig
Marc: Man schnippt wohl kaum mit dem Finger und sagt: „So, ich bin jetzt Texter.“ Das muss sich ja alles entwickeln. Wie kam das bei Dir, Holger?
Holger: Dazu muss ich erst mal etwas ausholen. Ich war in der Schule im Deutschunterricht nie ein As. Mittelmäßig würde ich sagen, meistens hatte ich eine 3 im Zeugnis. Damals hätte ich niemals gedacht, dass ich mal was mit Texten mache. Begonnen hat das Ganze 1991, als ich erst ein Praktikum und dann ein Volontariat bei SAT.1 Bayern machte. Danach war ich als Redakteur sieben Jahre in Bayern unterwegs und habe für das Regionalprogramm täglich Berichte verfasst. Diese Art zu schreiben ist natürlich noch ein bisschen anders, als das, was ich jetzt mache – aber nicht allzu weit davon entfernt. Beim Fernsehen hat man den Vorteil, dass man nicht alles bis ins Detail erklären muss, weil die Bilder vieles sagen. Beim Onlinetexten ist das anders. Hier muss der Text so gestaltet werden, dass ihn der Leser nicht nur versteht, sondern auch ansprechend findet. Das gelingt sehr oft – aber ich gebe zu – nicht immer. Kommt eben aufs Thema an.
Die Texterstellung im Onlinebereich betreibe ich jetzt seit 2008. Zwischenzeitlich hatte ich was ganz anderes gemacht, in eine Redaktion wollte ich nicht mehr zurück und da das Internet hier einige Möglichkeiten bietet, habe ich die Gunst der Stunde ergriffen. Nun bin ich schon im fünften Jahr und bereue es nicht!
Marc: Einen Texter sehe ich als Allroundtalent an. Ist das tatsächlich so? Musst Du Dich in jedem Bereich auskennen?
Holger: Ganz klar: Nein! Das war damals in der Redaktion schon so. Zwar musste man bei einer kleinen Regionalredaktion tatsächlich fast alle Bereiche abdecken, von Politik über das tagesaktuelle Geschehen bis hin zu Sport und Boulevard. Beim Texten im Internet nehme ich mir aber die Freiheit raus, auch mal „nein“ zu sagen. Das liegt ganz einfach daran, dass ich mich nicht in allen Bereichen gleichgut auskenne. Zwar könnte ich recherchieren, doch für so manchen Bereich braucht man auch Fach- und Insiderwissen. Manches ist mir dann doch einfach zu komplex. Beispielsweise würde ich nie etwas über Aktien, Wertpapiere, Fonds und dergleichen schreiben, da fehlt mir einfach das Wissen. Ich bin thematisch zwar sehr flexibel, aber ein Allrounder wäre zu hoch gegriffen.
Marc: Wie kann man sich denn die tägliche Arbeit eines Texters vorstellen?
Holger: Das Gute daran ist, dass man sich die Zeit selbst einteilen kann. Ich beispielsweise bin ein Nachtmensch und arbeite sehr oft abends und nachts. Da hab ich meine Ruhe und kann den Tag genießen. Kommt auch immer ein bisschen aufs Wetter an.
Auf meinem Schreibtisch liegt noch ganz altmodisch ein Terminkalender, in den ich meine Aufträge hineinschreibe. Ich teile mir das so ein, dass ich auf meinen Tagessatz komme, den ich brauche, um davon gut leben zu können. Das heißt, dass ich immer genau weiß, wann ich was zu bearbeiten habe. Habe ich Zeit und Lust, dann arbeite ich auch mal vor, wenn die Zeiten etwas ruhiger sind, kann ich mich dafür auch mal um Dinge kümmern, die sonst liegen bleiben. Oder um ganz andere Sachen, wie zum Beispiel um mein Buch. Das ist im letzten Herbst entstanden und jetzt im Mai 2013 herausgekommen. Es heißt „Sie kommen heute aber spät!“ und erzählt meine Erlebnisse als Paketzusteller. Den Job hatte ich dreieinhalb Jahre ausgeübt und da so einiges erlebt.
Marc: Klasse, wenn man neben der „normalen“ Arbeit auch noch mal eben ein Buch schreiben kann… Kommen wir aber noch einmal auf Deine Arbeit zurück. Was für Texte bietest Du Deinen Kunden an?
Holger: Ach, das ist ganz unterschiedlich. Ich bin ein Texter, der ein recht umfangreiches Portfolio hat. Das beginnt bei Homepagetexten, geht über Produktbeschreibungen, Pressemitteilungen, SEO-Texte, Firmenportraits, Imagevideotexte, Bookmarks und Newsletter bis hin zu Slogans, Ratgeber E-Books und Kurzgeschichten. Am häufigsten werden Websitetexte angefragt, aber auch Pressemitteilungen, SEO-Texte und Newsletter werden oft gewünscht. Was ich nicht anbiete sind Werbetexte – wenngleich fast jeder Text auch in gewisser Weise ein Werbetext ist. Ich komme aber aus einer Redaktion, habe also die redaktionelle Texterstellung gelernt. Werbetexte sollen andere schreiben.
Danke an Holger Schossig
Ich bedanke mich ganz herzlich für das Interview bei Holger und hoffe, er schaut öfters auf dem Literaturasyl vorbei. Wer noch mehr lesen möchte, darf gerne einen Blick auf das Interview mit Mads Pankow, dem Herausgeber der Gesellschaftszeitschrift „Die EPILOG“ werfen.