Dschihad eine Buchkritik

Dschihad – Greg Rucka

Tara Chace arbeitet beim SIS, der operativen Einheit des MI6. Nach einem Brandanschlag auf die Londoner U-Bahn möchte die englische Regierung Vergeltung an den Schuldigen üben, die jedoch im nahn Osten sitzen. Tara Chace erhält ihren Marschbefehl und soll auf fremden Boden für Genugtung sorgen.

Inhalt Dschihad

Tara Chace, auch Minder One genannt, ist eine Frau, die gerne nach ihren eigenen Regeln spielt. Immer ruhe und rastlos bewegt sie sich zwischen Adrenalinkicks im Job und einem nicht funktionierendem Privatleben. Sie ist gut ausgebildet, vielleicht sogar die beste Agentin in ganzen Empire und glaubt fest an die Integrität des Systems. Wir sind die guten und die andern Spinner müssen bestraft werden. Dazu braucht man Leute wie Tara, welche sich zutrauen auch in Grauzonen zu operieren. Meistens sitzt sie jedoch mit ihren beiden Kollegen in ihrem dunklen unscheinbaren Büro und wartet auf einen Einsatz. Vielsagend ist die Bezeichnung Zwinger.

In einer ganz anderen Welt führt der Dschihadist Sinan bin al-Baari sein Leben. Gebürtig hieß er William Leacock, aber nachdem er gläubig wurde, legte er den Namen ab.  Nichts verbindet ihn mehr mit den Ungläubigen und er möchte nur noch Allah dienen. Zunächst hört er sich Predigten über alte Kasetten an und verfällt immer mehr den Reden einiger islamistischer Radikaler, die den Dschihad als heilige Pflicht des Muslimen sehen. Schließlich verlässt er das Land und möchte nichts mehr, wie sein altes Leben hinter sich lassen. Dabei gestaltet es sich schwieriger als gedacht an die richtigen Kontakte zu kommen. Es gibt keine Meldestelle für radikale Muslime und auch keine Neonschilder auf denen einem der Weg zum Dschihad gezeigt wird. Nach und nach fassen die richtigen Leute Vertrauen zu ihm und so steigt er Stufe für Stufe auf. Es wird ihm sogar die Hadsch nach Mekka geschenkt, was seinen Glauben nur noch mehr festigt.

Während Tara Chace einen Rachefeldzug plant, taucht Sinan immer weiter in die Welt der Dschihadisten ein und plant weitere Anschläge. In Saudi Arabien sind sie recht sicher vor Luftangriffen, da weder die Amerikaner, noch die Israelis einen direkten Konflikt mit dem Königshaus Saud riskieren möchten. Auch wenn beide aus unterschiedlichen Welten kommen, so kreuzen sich dennoch ihre Wege.

Die eine hat mit politischen Ränkespielen zu kämpfen, der andere schlägt sich mit falschen Gläubigen herum. Beide haben Angst vor Entdeckung und Verrat. Schließlich treffen sich doch aufeinander.

Buchkritik Dschihad

Na ja, das Buch ist doch recht platt und liest sich wie Ian Flemming. Sollte dies so gewollt sein, dann ziehe ich meinen Hut vor dem weiblichen James Bond Tarak. Ich möchte dies jedoch bezweifeln. Die Charaktere werden nicht mit Leben gefüllt und irgendwie fühlte ich mich durchs Buch gehetzt. Aschlag hier, Vergeltung da, Hadsch, Selbstmordanschlag, gezielte Tötung, noch ein paar Geheimdienste, politische Ränkespiele, usw. Auch wenn das Buch 462 Seiten umfasst ist es einfach viel zu viel. Da kommt kein Spannungsbogen auf, da wird einfach platt weiter umgelegt.

Tara schießt gut und vögelt gerne in der Gegend herum. Sinan schießt auch nicht schlecht und hasst Weiber die überhaupt ans Vögeln denken. CIA, MI6, SIS, Mossad stellen sich alle an wie die Hampelmänner und natürlich muss es die Frau wieder richten. Und wo soll sie es richten: klar, im voll muslimischen Land als italienische Touristin. Weil dies noch nicht genug ist, legt sie versehentlich auch noch einen Prinzen aus Saudi Arabien um. Klar das dies zu weiteren politischen Verwicklungen führt. Allerdings wird es dann komplett unglaubwürdig, da die britische Regierung beschließt im Gegenzug für die Schließung eines Terrorcamps ihre Agentin an Saudi Arabien auszuliefern. Die erwartet dort eine Hinrichtung und das findet Tara naturgemäß gar nicht so freundlich. Wie kann man den bitte als Autor auf die Idee kommen, dass ausgerechnet eine Regierung der westlichen Welt eine weibliche Agentin aus ihrem Heimatland an das schlimmste Regieme ausliefert?  Schwachsinnige Idee, hat aber den Vorteil dass man die Action nahtlos weiterlaufen lassen kann. Da muss sich die Protagonistin auch noch ganz im Stil von Jason Born einen Fluchtweg durch den eigenen Geheimdienst bahnen. Wie selbstverständlich erhält sie auch noch einen Sidekick eines ehemaligen Gefährten.

Das erste Kapitel mit dem Anschlag auf die Londoner U-Bahn ist gut und verspricht mehr, als das restliche Buch halten kann. Besonders beunruhigend ist die Tatsache, dass es 2004 erstmals erschien und es im Jahr 2005 tatsächlich zu Anschlägen auf die U-Bahn kam. Bedenkt man dies, wirkt das Kapitel sehr unheimlich und düster. Der Leser nimmt zwar nicht die Rolle des Selbstmordattentäters  oder eines Opfers ein, trotzdem möchte ein mulmiges Gefühl in der Magengrube nicht verschwinden. Die später im Buch beschriebenen Anschläge auf eine jüdische Siedlung und auf die US-Botschaft in Kairo haben bei weitem nicht die Qualität des ersten Kapitels. Darunter leidet das Buch schrecklich, weil es eben zu einem Grundprinzip des Terrors gehört, dass man Angst und Schrecken verbreitet. Das Buch vermittelt davon leider nichts und so bleibt mehr die Angst noch mehr schlechte Bücher im Leben lesen zu müssen.

Fazit Dschihad von Greg Rucka

Ein Jahr vor den Anschlägen auf die Londoner Ubahn wird ein Buch mit eben jenem Thema veröffentlicht, aber das reicht einfach nicht. Ich gebe an dieser Stelle keine Leseempfehlung, außer man möchte ein bißchen Ballerei auf dem Nachttisch vorm Schlafen haben. Hätte man zwei drittel der Anschläge im Buch weggelassen, einen Spannungsbogen aufgebaut und die Charaktere ordentlich mit Leben gefüllt, würde mein Urteil sicher anders ausfallen. Die Thematik hat viel zu bieten, aber die Umsetzung ist handwerklich wie schriftstellerisch in meinen Augen mangelhaft.

Auch wenn ich Dschihad nicht gut finde, muss man Greg Rucka auf dem Schirm behalten, denn neben der Schriftstellerei sind Comics sein Steckenpferd. Unter anderem arbeitete er für DC und Marvel, die beiden größten amerikanischen Comicverlage und zeichnete sich dort für Skripte der Figuren Superman, Wonderwoman, Batman, sowie Punisher, Woverine, Daredevil und Elektra aus. Von diesen Geschichten konnte ich einige lesen und die sind wirklich gut. Also Greg Rucka bleibt mir erhalten, auch wenn ich sicher kein Fan dieses speziellen Buchs bin. Zudem bin ich beeindruckt, dass jemand für die beiden Rivalen DC und Marvel arbeitet. Für Menschen die sich nicht wirklich mit Comics auskennen, dürfte der Hinweis genügen, dass beide Verlage epische Superhelden-Welten erschaffen, welche sich in den letzten Jahren vor allem durch riesige Filmadaptionen auszeichneten.


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