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Um was geht es eigentlich

Um was geht es eigentlich

„Na, nochmal eins?“*
Die Kontroverse ist eröffnet, ein eindeutiger Angriff auf meine persönliche Abgeschiedenheit. Ich muss vorsichtig sein, denn nur ein flasches wortund ich bin fällig. Am besten ich stelle mich dumm. Also gut, auf in den Krieg:
„Wegen?“
Das hat gesessen, ein Volltreffer! Entsetzte Augen starren mich an, doch was ist das? Der Mund öffnet sich.
„Hähhhh?“
Scheiße, was jetzt? Ein sehr geschickter Konter, fast liege ich am Boden. Ich muss raus aus der Ecke, brauche Platz um Agieren. Scheiße, scheiße. Was mache ich nur? Etwas kurzes prägnantes muss her; irgend etwas, was meinen Arsch aus der schlinge zieht:
„Und?“
Gerade nochmal gut gegangen, zwar keine gute Position, doch etwas Luft zum Atmen. Hoffentlich kann ich mich behaupten, der Antwort standhalten. Aber was kann mir schon groß passieren? Im Grunde stehen meine Chancen gar nicht so schlecht. Oh, man der Mund bewegt sich schon wieder:
„Schon, gell?“
Ich kann es nicht fassen, wie kann jemand nur so grausam sein? Ist das denn die Möglichkeit? Die Frage mit einer völlig erschöpfenden Auskunft beantwortet und gleich wieder die Frage über die Frage gestellt. Am besten ich erwidere jetzt mit einer klasischen realtivierenden Aussage, welch den Kontrapunkt nur bedingt gelten lässt.
„Kann sein, oder?“
Eine ordentliche Rache. Da muß man sicher erst einmal darauf einstellen. Oh, es geht schon weiter.
„Meinst du?“
Aha! Der erste kleine Rückschritt, es scheint sich eine Pattsituation abzuzeichnen. Mal sehen, ob sich darauf aufbauen lässt:

„Nicht wirklich, aber der anderen Seite wieder doch.“
Durch die Menge der Worte beeindrucken und so sein Dasein rechtfertigen, ohne zu aggressiv zu erscheinen. Jetzt kommt alles auf die Reaktion an:
„Ja, was jetzt?“
Sehr schön, ein offenes Angebot zum Waffenstillstand. Ich denke, ich sollte annehmen und neue Kräfte für den nächsten Kampf sammeln. Okay, so wird es gemacht:
„Also gut, ich bin einverstanden!“

Puh, geschafft. Früher war das alles einfacher, aber da kann man nichts machen. Andere Zeiten, andere Sitten. Bin jetzt auch froh, dass ich es rum habe…

Fünf Minuten später.
Ah ja, Oh ja, ja jetzt, jetzt passiert es, oh ja, jetzt gleich! Kein Aufsehen erregen, sich keine Blöße geben und auf gar keinen Fall die Nervosität zeigen. Immer ruhig alter Junge, am besten ich beruhige noch ein wenig:
„Danke fürs Bier Andi, deine Kneipe ist echt klasse!“

Aus: Kurz vorm Abnippeln, 1997, AMUNO


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