Buchbesprechung im Artikel

Buchkritik Das Große Spiel von Claude Cueni

Das große Spiel ist ein Roman über den Erfinder des Papiergelds im Europa des beginnenden 18. Jahrhunderts.  Ein klassischer historischer Roman, der wochenlang in den Schweizer Bestsellerlisten auf Platz eins stand und sehr viel Beachtung fand. Hier nun eine kleine Buchkritik dazu.

Der Autor Claude Cueni:

Claude Cueni, gebürtig 1956 in Basel, konnte 1980 seinen ersten Roman veröffentlichen. Seit dem ist er bekannt für Kriminalromane, Hörspiele, Theatherstücke  und diverse Drehbücher.  Er lebt abwechselnd in Binningen und Hong Kong.

Inhalt Das Große Spiel:

John Law wird 1671 in Edinburgh, als Sohn des königlichen Münzprüfers geboren. Schon früh verliert er seinen Vater und wird aus seiner beschaulichen Heimat in ein Internat geschickt. Hier verfeinert er seine mathematischen und gesellschaftlichen Fähigkeiten. Im Volljährigkeitsalter übernimmt er das Erbe seines Vaters, verliert aber alles in einer Nacht an einen Berufsspieler. Nach diesem Rückschlag beschließt er sein Glück in der großen Welt zu suchen und reist durchs damalige Europa. Immer nah an der feinen Gesellschaft, helfen ihm seine mathematischen Kenntnisse, sein Verständnis für Geld und Wirtschaftstheorien ein recht beachtliches Vermögen anzuhäufen. Mit der verheirateten Katholiken Catherine fängt er eine Dauerbeziehung an. Immer wieder wird er zum Spielball der großen und Mächtigen. Eigentlich könnte er zufrieden sein, doch wird er von einer Idee getrieben, welche überall zwar Beachtung findet, aber nur auf Widerstände stößt: die Einführung einer Währung auf Papier. Schließlich bringt ihm seine Freundschaft zum französischen Regenten seinem großen Ziel näher und das Schicksal gibt ihm eine Chance.

Buchkritik Das Große Spiel:

Schon wieder ein historischer Roman, hat die Welt noch nicht genug davon? Sicherlich, allerdings versucht sich das große Spiel gar nicht erst mit dem Medicus zu messen. Viel mehr besetzt es eine eigene Nische und man könnte ihn durchaus, als eine frühe Ausgabe von Desiree bezeichnen.

Zu Anfang gibt das Buch und der Schreibstil einiges her. Der Leser wird gefangen, ja gefesselt vom Leben des jungen John Law. Die Charaktereinführung gelingt Cueni nahezu perfekt und man spürt förmlich, wie er seinen Figuren ein literarisches Leben einhaucht. Es ist spannend in die damalige Welt eingeführt zu werden, die Kluft zwischen Arm und Reich nur zu erahnen, ohne einen tiefen Einblick in normale Leben gewährt zu bekommen. Die gesamte Entwicklung Laws ist durchaus gelungen, doch leider kippt der Stil etwa in der Mitte des Buchs. Es scheint, als wäre Cueni klassisch die Luft als Autor ausgegangen.

Seine Figuren erscheinen plötzlich blass und unscheinbar, man sieht alles auf sich zukommen und immer mehr marxistische Ideen fließen einfach viel zu früh in das Buch ein. Historisch mag alles seine Richtigkeit, gewürzt mit einer Prise schriftstellerischer Freiheit, haben, aber es fehlt mit einem Schlag die Spannung. Nichts reißt einen mehr mit, andauernd ausbrechende Unruhen können daran auch nichts mehr ändern. Man möchte es einfach nur noch hinter sich haben.

Trotzdem muss man sagen, Cueni hat ein sehr gutes Buch abgeliefert und auch wenn er damit auf der Welle des historischen Romans schwamm. Sicherlich kommt es nicht an den Medicus heran, dafür ist es einfach nicht spannend und detailverliebt genug, aber es findet einen guten Mittelweg. Im Gegensatz zu Die Päpstin und anderen hier so hoch gelobten Büchern, setzt sich das große Spiel wohltuend ab und ist einfach besser. Jedem Leser, der die große Epoche Frankreichs liebt und ein wenig in die Zeit vor der französischen Revolution herein schnuppern möchte, dem sei das große Spiel empfohlen. Es gewährt einen Einblick ins politische Europa des frühen 18. Jahrhunderts, aber zum ganz großen Klassiker reicht es leider nicht. Ganz wie das Familienmotto der Laws: Weder unbedeutend noch gering … aber eben auch nicht die Krone der Schöpfung.

Dieser Buchkritik lag folgende Ausgabe zu Grunde:

Cueni, Claude: Das große Spiel. 2008 Whilhelm Heyne Verlag, München


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