Buchkritik Das Buch des Teufels

Das Buch des Teufels ein historischer KriminalromanEine Buchkritik zu „Das Buch des Teufels“ vom Autor C.J. Sansom. In England belegte dieses Buch Platz eins der Bestseller-Listen und ist nun auch auf Deutsch erhältlich. Eine Inhaltsbesprechung, sowie viele weitere Informationen über den Schriftsteller und sein Werk. Historienromane gibt es zur Zeit viele auf dem Markt, aber Das Buch des Teufels tritt in der Sparte historischer Kriminalroman an und ist das neueste Werk aus mit dem Protagonisten Matthew Shardlake. Bisher sind mit dieser Figur drei weitere Romane erschienen. Die Titel lauten: „Pforte der Verdammnis“, „Feuer der Vergeltung“ und „Der Anwalt des Königs“.

Der Autor Sansom

Sansom wurde 1952 geboren und lebt derzeit in Sussex. Nach seinem erfolgreichem Studium der Geschichte, arbeitete er als Anwalt, bis er sich schließlich ganz dem Schreiben widmete. Aus seiner Feder stammen weitere historische Kriminalromane, die alle den Anwalt Matthew Shardlake zur Hauptfigur haben. Zur Zeit ist die BBC dabei die Romane mit Matthew Shardlake fürs Fernsehen zu verfilmen. Das Buch des Teufels hielt sich über Wochen hinweg auf Platz 1 der Lesercharts in Großbritannien.

Inhalt Das Buch des Teufels

Wir schreiben das Jahr 1543 und in London tobt eine erbitterter Kampf zwischen Anhängern der Reformation und Reaktionären. Niemand kann sich mehr sicher sein, dass er nicht in Verdacht gerät und unter eine ketzerische Anklage fällt. Auf geheimnisvolle Weise kommt es zu mehreren Morden in dieser aufgewühlten Zeit. Ein persönlicher Freund Matthew Shardlakes ist einer der Betroffenen. Einen Schwur leistend, den Mörder zu fangen, begibt er sich auf eine gefährliche Reise und droht zum Spielball einiger hochrangiger Intriganten bei Hof zu werden. Auf politischer Bühne hält Heinrich um die Hand von Catherine an, nachdem er seine letzte Frau vor gerade mal einem Jahr aufs Schafott geführt hatte. Es wäre seine sechste Ehe.

Die Geschehnisse nehmen zu und werden undurchsichtiger, ob der Teufel doch persönlich die Finger im Spiel hat?

Kritik Das Buch des Teufels

Über 647 Seiten hinweg taucht der Leser in das hoch-mittelalterliche England ein. Man erfährt viel über das Leben der einfachen Bevölkerung und wie es zur damaligen Zeit ausgesehen haben mag. Sitten und Gepflogenheiten werden sehr genau beschrieben. Zwangsläufig stellt man als Leser Vergleiche mit „Der Medicus“ und „Die Säulen der Erde“ an. Beiden Büchern wird der Roman jedoch nicht gerecht, denn einerseits fehlt die Detailgenauigkeit von „Die Säulen der Erde“ und andererseits ist es nicht so ein buntes Treiben wie beim „Medicus“.  Sehr nah am Medicus erscheint die Figur des Arztes Guy, denn als Mohr im 16. Jahrhundert in London fortschrittlich zu praktizieren birgt eine gewisse Ähnlichkeit.

Etwas irritierend wirken die grausamen Beschreibungen der Morde im Vergleich zum Leid der einfachen Bevölkerung. Es wirkt nicht minder bitter, wenn man von Waisen, Prostituierten und der hungernden Bevölkerung liest. Trotzdem gelingt der Wechsel zwischen einfachem Volk und Privilegierten meistens sehr gut. Geschickt stellt der Autor den Sprung zwischen zwei Welten dar, die kaum Berührungspunkte besitzen.

Der Protagonist Matthew Shardlake wirkt ausgereift und tiefsinnig. Man bemerkt, dass sich Sansom ausführliche Gedanken machte und den Charakter über mehrere Bücher hinweg entwickelte. Leider trifft dies bei weitem nicht auf alle Charaktere zu. Der Gehilfe Barrack erscheint oft lieblos und flach, ebenso wie viele der Nebenfiguren aus den weiteren Handlungssträngen.  Gerade in Bezug auf den Mörder würde man ein viel tieferes Profil erwarten.

Der allgemeine Aufbau des Buchs ist klar strukturiert und so nimmt der Kriminalroman nur langsam an Fahrt auf.  Andererseits hält er diese Steigerung konsequent bis zum Ende durch. Zum Höhepunkt des Romans rast er nahezu und geht schon fast verschwenderisch mit dem liebevollen Aufbau um.

Ich persönlich verstehe, warum „Das Buch des Teufels“ auf Platz 1 der englischen Lesercharts landete, allerdings wird dies in Deutschland sicherlich nicht der Fall sein. Man muss schon eine explizite Leidenschaft für das frühe England besitzen, um sich mit dem Roman anzufreunden. Wer allerdings historische Romane und Kriminalgeschichten mag, der wird mit „Das Buch des Teufels“ sicher nicht enttäuscht werden. Schon fast klassisch darf man als Leser einen Täter raten und wird bis zuletzt immer wieder an der Nase herumgeführt. Sehr schade finde ich die nur kurze Auflösung und den doch verschwendeten Höhepunkt. Dieser rauscht so am Leser vorbei, dass schon fast Enttäuschung aufkommt und man sich fragt, ob dies jetzt alles gewesen sei. Immerhin werden kaum logische Fehler begangen und der Roman orientiert sich weitgehend an historischen Fakten.

Ich persönlich las das Buch gerne, auch wenn ich mir an gewissen Stellen mehr Tiefe gewünscht hätte. Die anderen Romane werde ich allerdings nicht lesen. Meiner Überzeugung nach, sollte man sich entweder auf einen klassischen Krimi oder einen historischen Roman festlegen.

Verwendete Ausgabe für die Buchkritik

Sansom, C.J.: Das Buch des Teufels, S. Fischer Verlag GmbH, Frankfut am Main 2010
ISBN: 978-3-596-18671-6
Der englische Originaltitel lautet: Revelation

Ganz besonders freue ich mich mit diesem Beitrag an der Blogparade von Textania.de teilzunehmen. Dort wird uns ein heißer Leseherbst in der Kaffeepause versprochen 🙂


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