Buchbesprechung im Artikel

Buchkritik: Black Monday von R. Scott Reiss

Man stelle sich eine ferne Zukunft vor, in der es kein Öl mehr gibt. Dies ist wohl eine einschlägige Meinung aller Forscher, aber was würde passieren, wenn der Nachschub von einem Tag auf den nächsten versiegen würde? Dieses Horrorszenario zeichnet Reiss beeindruckend in seinem Roman Black Monday auf. Hier nun die dazugehörige Buchkritik.

R. Scott Reis ist ein erfolgreicher Schriftsteller, der in New York lebt. Sein Arbeitsgebiet umfasst Thriller, Drehbücher, aber auch Sachbücher. Dabei kommt ihm seine journalistische Ausbildung zu Gute. Die Filmrechte an Black Monday konnte Reiss an Paramount Picture verkaufen.

Inhalt Black Monday

Eine düstere Zukunftsvision bricht über die Menschen der Erde herein, denn auf einmal fallen die Flugzeuge vom Himmel, alle Maschinen verweigern den Dienst und es droht die Anarchie auszubrechen. Die Leute ziehen sich zurück und das Gemeinwesen liegt am Boden. Das Öl ist an allem schuld und es scheint so, als gäbe es keine Hoffnung auf Besserung. Der Winter steht vor der Tür und ohne die staatlichen Hilfsmaßnahmen kann selbst das nackte Überleben nicht mehr gewährleistet werde.  Alles deutet auf einen terroristischen Anschlag mit religiösem Hintergrund hin. Kann Gerard die Geschichte vielleicht doch noch zum Guten wenden?

Kritik Black Monday:

Die Geschichte ist zunächst einmal grundsolide aufgebaut. Der Roman folgt sehr schön gesetzten Spannungskurven und der Hauptcharakter Gerard wird ausführlich und sehr lebhaft dargestellt. Der namenlose Serienkiller, der böse Protagonist des Buchs, bleibt allerdings etwas farblos zurück und erweckt beim schlauen Leser doch so einige Zweifel. Die restlichen Handelnden bleiben leider recht farblos. Sehr schön baut Reiss 4 grundlegende Handlungsstränge auf, dabei ist gerade die Unterscheidung zwischen globalen Vorgängen und den Vorgängen in einem einzigen Straßenzug sehr entscheidend.  Der Roman ist eine spannende Lektüre und kann durchaus als Trivialliteratur empfohlen werden.

Wenn ihr das Buch noch lesen wollt, dann solltet ihr vielleicht hier nicht unbedingt weiterlesen 😉

Die fast apokalyptische Geschichte ist solide und zumindest sehr nett aufgebaut. Der intelligente Leser wird allerdings sehr schnell auf große Widersprüche stoßen. Erste Annahme des Autors: Ein einfacher Forscher, der zudem noch Tiefseetaucher ist, entdeckt eine ölfressende Mikrobe. Nun weiß man, dass es durchaus solche Tierchen gibt und dagegen ist nichts einzuwenden. Jedoch dass er diese auf Gutdünken hin- und herkreuzt ist schon recht bedenklich, aber noch vorstellbar. Dabei produziert er aber eine Mikrobe mit den Eigenschaften: Größe im Nanobereich, kann unglaubliche Drücke aushalten, kann an der Luft existieren, kann Temperaturunterschiede von mehreren hundert Grad aushalten, übersteht chemische Prozesse und anti-bakterielle Mittel und bekommt erst noch einen richtigen Kick in raffiniertem Öl jeglicher Art (egal ob Schmierstoffe, Benzin oder Heizöl). Selbst wenn man dieser absolut irrigen Annahme noch folgen mag, dann bekommt man spätestens ein wenig später echte Bauchschmerzen, wenn behauptet wird, er hätte gleich noch eine Gegenmikrobe mitentwickelt… Global gesehen sind alle Länder insgesamt völlige Vollnieten und selbst die Administration Amerikas ist Handlungsunfähig. Da wird mit keinem Wort ein Max-Planck-Institut erwähnt oder jegliches Unilabor.

Der apokalyptische Zusammenbruch ist sehr, sehr fragwürdig. Es scheint mir fast so, als hätte sich der Autor sehr viel mit Ländern der dritten Welt befasst, aber nicht mit den Kriegen im europäischem Raum. Frech wird behauptet, die Menschen würden bei einer zusammenbrechenden Versorgung in die Städte und Metropolen fliehen. Es ist aber tatsächlich so, dass man viel eher aufs Land und in die Wälder gehen würde um irgendwie an Nahrungsmittel zu kommen. Der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung erfolgt innerhalb eines Monats und so ziemlich jeder quitiert irgendwie seinen Dienst. Es wird leider nicht erwähnt, dass in Amerika die Nationalgarde einberufen wird und in einer Nebenhandlung verteidigt ein Exmarine lieber seine Straße, als einberufen zu werden.

Der Serienkiller ist ebenfalls sehr, sehr fragwürdig. So wird seine Gedankenwelt zwar sehr genau dargestellt und seine Morde scheinen mit einer unglaublichen Präzision ausgeführt zu werden. Leider ist es nur so, dass er reflexiv so gar nichts zu bieten hat. Das wäre jetzt im Grunde nicht schlimm und erklärbar, aber doch wird der Fehler begangen seine Vergangenheit ausführlich zu schildern. Dabei wird großen Wert auf seine Ausbildung auf irgendwelchen elitären Internaten beschrieben, die allerdings in ihrem Lehrauftrag wohl total gescheitert sind.

Wer über all die kleinen und großen Ungereimtheiten großzügig hinwegsehen kann, der ist mit Black Monday sicherlich gut unterhalten. Wer Details mag oder den klassischen Krimi bevorzugt, dem sei das Buch allerdings nicht unbedingt empfohlen.

Dieser Buchkritik lag folgende Buchausgabe vor:

Reiss, Scott R.: Black Monday, Deutsche Erstausgabe (2008) Ullstein Taschenbuch; übersetzt von Charlotte Breuer und Norbert Möllemann.
ISBN: 978-3-548-26851-4


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