Unter deutschen Betten

In letzter Zeit wird es immer mehr zum Trend, Bücher darüber zu schreiben, was man so in seinem Berufsalltag macht und was da so spannendes passiert – ein Trend, der sicher auch auf gleichartige Doku-Soaps im Fernsehen zurück zu führen ist. Dies ist eines dieser Beispiele, Unter deutschen Betten heißt es und stammt von einer anonymen Autorin, die unter dem Pseudonym Justyna Polanska agiert.

Nettes Büchlein für zwischendurch

Sie erzählt in ihrem Buch von ihrem Auszug aus Polen und ihren Erfahrungen in Deutschland, wie sie ihre ersten Putzstellen annahm, welche Ungeheuerlichkeiten sie in den Wohn- und Schlafzimmern deutscher Haushalte erlebt und das Ansehen einer polnischen Putzfrau ganz allgemein ist. Dabei nimmt sie keinen Blatt vor den Mund und „deckt auf“, wie nach außen hin gutgestellte Menschen manchmal im Inneren ganz anders wirken – keine große Erkenntnis meiner Meinung nach.

Nebenbei sind immer mal wieder Erzählungen aus ihrem privaten Alltag eingestreut, wie sie ihre vielen Putzstellen managt und welche Auswirkungen ihr Beruf auf sie hat.

Das Buch ist ziemlich unstrukturiert, immer mal wieder sind komische Listen eingestreut, mehrmals wird über das Wort Putzfrau an sich gesprochen, es gibt sogar Putztipps und auch die Sortierung der Geschichten ist nur grob chronologisch, sodass das Buch wie ein einiger Haufen Chaos wirkt. Mehr Struktur und eine Idee, was das Buch erzählen möchte, eine Art roter Faden hätten diesem Buch wirklich gut getan, denn es ist nie klar, mit welcher Absicht erzählt wird. Ist das jetzt nur des Erzählens wegen oder soll aus diesem Kapitel eine Lehre hervor gehen?

Inhaltlich gibt es gar nicht mal so viel zu bemängeln. Es ist überwiegend mit dem Terminus „ganz nett“ zu beschreiben. Keine der Geschichten hat mich vom Hocker gehauen, aber ich hatte auch nie den Bedarf, das Buch wegzulegen. Manche der Geschichten sind tatsächlich zum Kopfschütteln, manche lassen mich auch komplett kalt. Auffällig war, dass die Sätze im Buch ziemlich kurz sind und so ein sehr hohes Erzähltempo konstruiert wird – das lässt das ohnehin schon kurze und schnell durchgelesene Buch noch kürzer wirken, was ich persönlich nicht so geschickt finde. Hier hätte im Lektorat mehr gearbeitet werden müssen.

Unter deutschen Betten hat mir eigentlich recht gut gefallen und hat es immerhin geschafft, mich ein gutes Stündchen zu unterhalten. Wer mit diesem Anspruch an das Buch herangeht, der wird auch nicht enttäuscht sein, ansonsten würde ich es aber nicht unbedingt weiterempfehlen wollen. Immerhin tut das Buch niemandem weh und wer an solchen Berufsbeschreibungen interessiert ist, bekommt hier sicherlich nicht den schlechtesten Vertreter dieser Gattung. Ich vergebe daher 5/10 Sternen.

Gastbeitrag

Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.


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