Klappenaufnahme von High Fidelity

High Fidelity Buchkritik

Nick Hornby gilt als einer der ganz großen Autoren der Popliteratur – was auch immer das heißen mag. Vielleicht heißt das, dass sich seine Werke besonders gut verkaufen, was in jedem Fall stimmen mag. Ob das etwas über die Qualität der Bücher aussagt, lässt diese Formulierung offen. In Schulen wird Hornby auch hin und wieder als Pflichtlektüre gelesen – höchste Zeit, dass wir mal schauen, was Hornby denn ausmacht.

Ein unspektakulärer Roman ohne wirklichen Tiefgang

High Fidelity ist die Geschichte von Robert, dem Besitzer eines Plattenladens, der mit seinen Mitarbeitern Barry und Dick gerne wilde Top-Five Listen aufstellt. Zu Beginn des Romans verlässt ihn seine Freundin, Laura, was für ihn der Anlass ist, eine Top-Five Liste mit Exfreundinnen aufzustellen.

Im Laufe des Romas trifft er sich mit ihnen, um herauszufinden, was damals schief gelaufen ist und wir sie ihr weiteres Leben gestaltet haben. Laura und er besorgen sich neue Beziehungen, so geht er mit einer Sängerin ins Bett; beide sind jedoch in ihren neuen Beziehungen nicht glücklich.

Es folgt das unvermeidliche Happy-End (Ich glaube, das macht Popliteratur aus): Auf der Beerdigung von Lauras Vater kommen sich die beiden wieder näher, Laura organisiert ihm einen Auftritt als DJ – wie in früheren Zeiten. Die Beiden kommen wieder zusammen.

Ihr merkt schon, so wirklich überzeugt hat mich das Buch nicht. Es strotzt meinem Erachten nach von Klischees, auch die Charaktere, insbesondere die Nebencharaktere, sind ziemlich eindimensional gestrickt und auch bei den Protagonisten kommt nicht so wirklich Tiefgang auf, was sehr schade ist, denn die Rahmenbedingungen, das Leben im Plattenladen, das hedonistisch-künstlerische Milieu und die Tradition, Mixtapes aufzunehmen, geben eigentlich einen schönen Grundstoff für eine ausgefallene und kurzweilige Handlung.

Das Handlungstempo weiß ebenfalls nicht so wirklich, wo es hinwill. Am Anfang scheint die Handlung vor sich hinzuschleichen, aus den Treffen mit den ganzen Exfreundinnen folgt kein Erkenntnisgewinn für den Protagonisten und die Treffen wirken ziemlich ziellos. Es mag sein, dass das in der Intention des Autors lag, aber Hornby weiß nicht, mit seinem Schreibstil diese Ziellosigkeit auszudrücken und den Leser mitzureißen. Am Ende jedoch rast die Handlung vor sich hin und man fragt sich, wie schnell die Beiden wieder zusammenkommen konnten. Das führt natürlich dann dazu, dass die Glaubwürdigkeit dieses Abschlusses stark leidet. Ich kann die Geschichte leider nicht glauben.

Alles in Allem hat mich High Fidelity nicht überzeugen können. Auch wenn ich Liebesgeschichten grundsätzlich nicht negativ gegenüber eingestellt bin, ist High Fidelity echt kein toller Roman und meines Erachtens zu Unrecht so populär. Daher bekommt er von mir auch nur 5/10 Punkten.

Übrigens: Der Roman wurde als Musical adaptiert und dieses Musical macht richtig Spaß. Ein seltener Fall, aber die Handlung scheint in der Adaption besser zu funktionieren, als im Roman.

Gastbeitrag

Der Beitrag wurde von unserem Gastblogger Florian Ostertag geschrieben und uns samt Foto exklusiv fürs Literaturasyl zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns recht herzlich und hoffen auch weiterhin viele Beiträge von ihm zu lesen.


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