Zigaretten und Aschenbecher

Mit dem Rauchen aufhören II

Es ist dann vielleicht doch gar nicht so einfach, wie man anfangs dachte mit dem Rauchen aufzuhören. Aber wenn man schonmal angefangen hat nicht mehr zu rauchen, kann man es auch sein lassen. Hier also der zweite Teil vom Bericht aus der Todeszone eines zukünftigen Nichtrauchers.

Eine kurze Schlafphase von 4 gewälzten Stunden später geht der Wecker ab und lässt mich spüren, wie empfindlich ein entzugsgebeutelter Körper auf äußere Einflüsse reagieren kann. Die Dusche wechselt im Sekundentakt von zu heiß, zu viel zu kalt, einen Idealpuntk scheint es nicht zu geben. Ich laufe zum ersten Termin, bemerke schon vor der Haustür den Regen, aber gebe einen scheiß drauf. Ist ja nur Wasser. Nach 10 Minuten maltretieren die Tropfen meine Stirn wie kleine Stecknadeln. Eine Stunde später bin ich wieder auf der Straße, glücklicherweise mit dem Schwimmzeug im Rucksack. Morgens um 10.00 Uhr kann doch keiner auf die Idee kommen schwimmen zu gehen. Ein wenig auspowern kann nicht schaden, man kann ja nicht den ganzen Tag verschissen nochmal an die Wand starren und durchdrehen.

Mal ein kleiner Einschub, natürlich ist es so, dass ich zur Zeit vielleicht ein wenig geistig umnachtet bin. Schließlich lässt mich mein Gedächtnis ein wenig im Stich, das Urteilsvermögen verringert sich enorm und so entscheidet man sich teilweise fatal falsch. ( Ein Ausflug ins Schwimmbad )

Na ja, jedenfalls kam ich wieder in diese Mischung aus schon scheintoten gestrandeten Walen und der orginal Horde aus Herr der Fliegen. Letztendlich gab ich die Schwimmerei auf und setzte mich mit einem Buch auf einen Liegestuhl am Beckenrand. Circa 30 Minuten später erwachte ich mit einem kleinen ekligen Sabberfaden im Mundwinkel und der herrlichsten Morgenlatte, die man sich nur vorstellen kann. Fanden die drei jüngeren Mütter wohl auch, die mich vom Schwimmbecken aus irgendwo zwischen Ekel und Faszination beobachteten.  Ein Buch kann manchmal eine recht kleine Deckung beim Rückzug sein…

Aus dem Schwimmbad heraus gings in die Mensa essen, bzw. lustlos herumstochern. Hier war ich nicht mehr das einzige spaltbare Material im zeugungsfähigen Alter und schon verflog jegliches Interesse an meiner Person. Bei mir verflog jedes nie dagewesene Interesse am durchgummierten Mensaschnitzel. Egal, Essen macht glücklich, also stopfte ich es mir rein und zog danach 2 Schokoriegel durch.

Zurück in meiner Bude fand ich endlich ein wenig Schlaf, waren aber nur 15 Minuten bis das Telefon klingelte und ich mit meiner Alten über meine Gefühle sprechen durfte. irgendwie war es mir selbst in meiner jetztigen Situation klar, dass sie keineswegs um meine wahren Gefühle ging ( diese dunkle und sinnlos leere endlose Düsternis ohne jegliche Zigaretten kennt auch kaum jemand ), sondern viel mehr darum mir noch ein wenig mehr auf den Sack zu gehen. Zumindest konnte ich es mir nicht anders erklären.

Weitere 2 Stunden später durfte ich auch noch arbeiten, im Service… Leuten zuhören… bei wirklich sau interessanten Geschichten…  okay, wirklich interessant werden die erst, wenn man sie zum 5. mal in 10 Minuten erzählt bekommt…
Das einzig schöne dran ist, das man irgendwann in eine leichte Art des Deliriums fällt und gar nichts mehr wahr nimmt. Es ist einfach eine stumpfe Art der weiteren Existenz, aber äußerst Lebensrettend… wahrscheinlich für die Geschichtenerzähler.

Abends bis Nachts nochmal warm Essen gegangen. Schnitzel Nr. zwei und ein paar Biere dazu. Klar fehlten die Ziggis, trotzdem war es erträglich. Schön frustiert und absolut überfordert ging es um 2.30 Uhr ins Bett nur um 4.30 Uhr wieder total verschwitzt aufzuwachen und einen neuen Tag voller Scheiße zu beginnen…


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